Montag, 3. Dezember 2007

Tine unter Eulen – Indonesienbericht Nr. 6



Zum Titel meiner Rundmail später. Zunächst muss ich mich erstmal ein bisschen freuen. Hab nämlich seit heute Mittag ein Moped. Nach zwei Runden über den Campus hatte ich dann meine Eingewöhnung abgeschlossen und musste das Ding ja dann irgendwie zu mir nach Hause kriegen. Carsten eskortierte mich und so meisterte ich irgendwie die erste Fahrt durch die Stadt. Das mit dem Linksfahren krieg ich schon irgendwie hin, aber dass das Pedal links nicht die Bremse sondern die Gangschaltung ist, daran muss ich mich noch gewöhnen. Und dabei hab ich gar nich mehr so viel Zeit zum Lernen, denn Übermorgen geht ja meine Abenteuerreise los. Ich fliege also am Mittwoch mit Carsten zusammen für etwa eine Woche nach Borneo. Mein Traum geht endlich in Erfüllung. Ich werde die Orang-Utan-Rehabilitationsstationen von BOS besuchen und hoffentlich echte Äfflein sehen. Wie lange rede ich schon davon und nie hat es geklappt. Wenn ich diese Chance nicht nutzen würde, könnte ich mir das wohl mein Leben lang nicht verzeihen.

Wie genau unser Trip aussehen wird, steht allerdings noch in den Sternen, aber uns urwalderprobten furchtlosen jungen Abenteurern wird schon was einfallen, zumal Carsten ja auch, im Gegensatz zu mir, der Sprache mittlerweile mächtig ist. Ich freu mich jedenfalls sehr auf diesen „Urlaub“ und hoffe, dass mein Dozent dafür Verständnis hat. Schließlich spare ich etliche Tonnen Kerosin wenn ich von hier aus fliege und überhaupt habe ich nach der letzten Woche wirklich Urlaub verdient. Sieben Tage waren wir im Feld und waren fleißiger denn je. Die ersten Tage verbrachten wir wieder in Bariri im Bienenhäuschen weit weg von Dörfern und Straßen. Nicht immer fanden wir gleich eine geeignete Fläche im Wald, und so bot uns unsere Suche zahlreiche bezaubernde Kulissen. Einmal fanden wir uns in einem Tal tief im Wald wieder. Links und rechts ragten grüne Wände in die Höhe und unter unseren Gummistiefeln plätscherte klares Bergwasser. Während wir so unter Zikadengezirpe und Vogelrufen durch ein Flüsschen wateten und uns an den herunterhängenden Lianen vorbeischlenderten, wurde mir bewusst, wie wunderschön dieses Land ist und wie viel Glück ich habe, das alles erleben zu dürfen. Auch wenn es manchmal hart ist, weil man sich allein und wie ein Alien fühlt, ist es in jedem Fall eine Bereicherung in jeglicher Hinsicht.

In den nächsten beiden Tagen regnete es ab mittags so stark, dass wir nicht mehr arbeiten konnten und so verbrachten wir viele Stunden in der Hütte. Kaffe trinkend, schlafend oder einfach in geselliger Runde auf der kleinen Terasse, von der ein Vorhang aus Regentropfen herabhing. Man hatte das Gefühl als wolle er uns von der schlechten Laune der Natur abschirmen. Als der Regen eines Abends nachließ kamen die Glühwürmchen wie kleine Geister mit Taschenlämpchen aus dem Wald geschwebt während am Horizont noch gleißende Blitze die Dunkelheit durchbrachen.

Am Donnerstag verließen wir unser abgeschiedenes Lager und fanden uns etwa zwei Stunden später in Wuasa wieder, einem Dorf, das sich durch seine neue Straße so rasant entwickelt, dass einem die kulturellen Gegensätze regelrecht Angst machen. Neben traditionellen Hütten mit bunt bemalten Dächern reihen sich Handyshops und Mopedwerkstätten aneinander. Der Holzhandel boomt und zeichnet ein Bild der Verwüstung. Gleich mehrmals fanden wir in vermeintlichen Naturwaldflächen des Lore-Lindu-Nationalparkes nur noch Ackerland oder Wälder vor, die sichtbar beraubt worden waren. An einem Tag hörten wir, während wir arbeiteten, aus nicht all zu weiter Ferne unaufhörlich die Kettensägen heulen.

Leider muss ich an dieser Stelle Schluss machen. Mittlerweile ist Dienstag und ich muss früh raus, denn unser Flug geht sehr früh. Eben kamen noch ein paar Leute vorbei, die mich vom Schreiben abgehalten haben, was aber immer eine nette Sache ist. Auf der Terrasse sitzen, ein indonesisches Bier trinken und über Erlebtes plaudern.

Was es mit den Eulen auf sich hat, werde ich dann das nächste Mal erzählen und dann hoffentlich auch noch ein paar Mails beantworten. Seid mir bitte nicht böse, wenn das bei mir immer etwas dauert, aber die Tage die ich hier in Palu habe, verbringe ich größtenteils mit organisatorischen Dingen und es bleibt wenig Zeit zum Schreiben.

Also bis bald,

Eure Tine

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Hallo.
Ich mochte mit Ihrer Website kopi15.blogspot.com Links tauschen